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Der Rest des Lichts

  • Writer: Annabell S.
    Annabell S.
  • Mar 28, 2022
  • 2 min read

Updated: Mar 31

Durch die junge Morgenröte

Brach aus der Nacht das erste Licht,

Die Schleier jener Welt versanken

Hinter Helios‘ Angesicht;

Wärme

trat aus den dunklen Stunden

Endlich in den neuen Tag,

Ich wagte nicht daran zu glauben,

Dass solche Kälte Leben barg;


Doch übers Himmelzelt, da spannte

sich ein goldner, greller Schein.

Ich wusste nicht, ich ahnte:

das muss ein Hoffnungsschimmer sein;


Oh, wenn ich könnt, dann wollte ich,

Dass das Licht auf ewig währt,

Es hat mir so viel Frust genommen

Und so viel Glück beschert;

„Vielleicht…

Vielleicht könnte ich entfliehen

Vor meiner schmerzhaftesten Pflicht!“

Doch egal wie sehr ich mich bemühte,

Es gelang mir einfach nicht;


So stand ich dann

Am Rand des Tages,

Sah ein letztes Mal in sein Gesicht,

Spannte meine Arme aus

Und nahm das letzte Tageslicht;

Ich wob aus seinen Enden

Mit meinen blassen Händen

Ein schimmerndes Gewand,

Legt‘ es Eos, für den Morgen,

Voll Sorge in die Hand;

Denn jede Nacht erwarte ich

Zitternd und mit kaltem Leib

Den Beginn des neuen Tages

Und was bin ich dies Warten leid.


Denn was, wenn Eos nicht erwacht?

Und Helios nicht erscheint? Was ist, wenn die nächste Nacht

Auf ewig hier verweilt?

Ich könnt solch Schmerz wohl kaum ertragen,

Denn ich lieb das Licht zu sehr

Und deshalb fällt mir jeden Abend

Meine Aufgabe so schwer;


Der Mond brachte des Nachts mir Sicht,

Sein milder Schein fiel sanft auf mich,

Ich mochte ihn, doch war er nicht

Vergleichbar mit dem Tageslicht;

Ich blickte zu den Sternen auf,

Rang dabei so mit den Tränen,

Selene lachte, sah mich an,

Sie wollte mich nicht weinen sehen;


Und sprach dann mütterlich zu mir: Oh Dysis, sei dir doch gewiss,

Eos wird den Morgen bringen,

Den du so sehr vermisst;

Woher nahm sie die Erkenntnis? Sie sprach so viel von Panta rhei,

Doch es entzog sich noch meinem Verständnis,

Was dachte sie sich wohl dabei?


Dann nach der Nacht, da sah ich:

Die Dämm‘rung brach herein

Und aus dem Schein des Mondes

Ward heller Sonnenschein!


Cover: Gemälde "Vollmond" von Alexei Savrasov.

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